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Blonder Engel

Es war ein Empfang wie aus dem Bilderbuch. Als Anja ganz braungebrannt mit ihrem langen, blonden Pferdeschwanz und mit ihrem großen Rucksack auf den Schultern zusammen mit ihren Begleitern durch die Tür des Flughafens trat, waren wirklich alle versammelt. Die gesamte Verwandtschaft, die stolz ein großes Willkommen-Plakat hochhielt, Bekannte, zahlreiche Mitglieder der Hilfsorganisation, sogar einige Reporter von der lokalen Zeitung, die eifrig Fotos machten, und auch ich, Anjas Ehemann, der unser siebenjähriges Mädchen auf dem Arm hielt.

„Da ist Mama, lauf zu ihr hin", forderte ich meine süße Tochter auf und stellte sie auf den Boden. Laura zögerte einen kurzen Moment und drückte erst noch liebevoll meine Hand, ehe sie mich losließ, wie geheißen auf ihre fast sechs Monate lang abwesende Mutter zulief und dementsprechend stürmisch von ihr umarmt wurde. Die Fotografen begannen wie wild Fotos von ihnen zu machen. Unsere kleine Laura war eben ein bildhübsches Mädchen, das Ebenbild ihrer schönen Mutter. Ich sah bereits das Bild in der Zeitung vor meinem geistigen Auge.

Als nächstes wurde Anja von Ihrer und meiner gesamten Verwandtschaft herzlichst begrüßt. Es dauerte eine ganze Weile, bis auch ich endlich die Gelegenheit bekam, meine Frau zu begrüßen. Niemand von den Anwesenden außer Anja bemerkte den Unterschied, als ich ihr bloß einen flüchtigen Kuss auf die Wange gab. Anja lächelte und scherzte weiter mit jedem, aber sie konnte mir einfach nicht in die Augen sehen. In diesem Moment wurde aus meiner Befürchtung Gewissheit, dass sich unsere Ehe erstmals in einer sehr schweren Krise befand ...

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