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Die Liebestropfen

Zu seinem Leidwesen ist Martin mit seinen 18 Jahren noch eine männliche Jungfrau. Schuld daran ist jedoch keineswegs sein – wie er selber meint – durchaus passables Aussehen, sondern vielmehr ein Mangel an Gelegenheit in der anonymen, tristen Hochhaussiedlung, in der er zusammen mit seiner Mutter und seiner Schwester in einer kleinen Mietwohnung lebt. Das theoretische Wissen für das erste Mal hat er sich aber bereits angeeignet bei seinen häufigen Besuchen im Erotik-Supermarkt.

Auch heute steigt Martin auf dem Weg von der Schule nach Hause wieder eine Haltestelle eher aus dem Bus aus, um in den Erotik-Supermarkt zu gehen. Dort kann er sich stundenlang die Cover der Videocassetten ansehen und im Durchblättern der erotischen Bücher versinken. Leider sind die angebotenen Waren immer sehr teuer, viel zu viel für sein mageres Taschengeld. Darum versucht er immer noch auf dem Wühltisch mit der preisreduzierten Ware ein Schnäppchen zu ergattern. Doch leider sind diesmal nur eine Handvoll wenig interessante Porno-Videos im Angebot.

Da fällt sein Blick auf ein in durchsichtiger Folie eingeschweißtes Pappschächtelchen mit einem guten Dutzend kleiner, hübsch geformter Glasfläschchen. Die Aufschrift ist irgendwie fernöstlich, lediglich am Unterrand findet sich in kleiner Schrift ein Hinweis auf den Inhalt des Päckchens. „Spanish Fly“ ist da zu lesen. Das könnte ich ja ganz gut gebrauchen, denkt Martin seufzend. „Ein Mitbringsel meines Chefs aus Thailand!“ meint der Angestellte des Erotik-Supermarktes im vorübergehen. Er kennt Martin inzwischen von seinen häufigen Besuchen recht gut. „Soll angeblich supergut wirken!“ sagt er und verzieht dabei zweifelnd seine Miene. „Bloß gekauft hat´s noch niemand!“

Martin sieht auf den ausgezeichneten Preis. Die Fläschchen sind eigentlich stückweise zum Preis von 10 Euro zu verkaufen gewesen, und jetzt soll die ganze Packung nur noch 10 Euro kosten. „Schaden kann es bestimmt niemandem!“ überlegt Martin. „Aber vielleicht nützt es doch etwas!“ Er nimmt das Pappschächtelchen und geht damit zur Kasse. „Kannst mir beim nächsten Mal ja erzählen, ob es tatsächlich so gut wirkt, wie mein Chef behauptet hat …!“

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