Reader
Open on CHYOA

Die neue Juristin

Marion Hansen war neu im Rathaus. Sie hatte ihr Jurastudium gerade erfolgreich beendet und schon klappte es mit der Anstellung in der örtlichen Stadtverwaltung. Welch glücklicher Zufall, dass dort die Stelle des Rechtsamtsleiters als einzigem Volljuristen im Hause neu zu besetzen war und die Oberbürgermeisterin sich an die Tochter der stadtbekannten Unternehmerfamilie erinnerte, die völlig entgegen der Familientradition eine Karriere im Bereich der Rechtswissenschaften gewählt hatte.

Marion war eine strebsame Studentin gewesen. Sie war fachlich hervorragend, freundlich, fast etwas schüchtern im Auftreten. Die schlanke dunkelhaarige Frau mit der sportlichen Figur konnte mit hervorragenden Zeugnissen glänzen, was ihr umso mehr fehlte waren altersentsprechende Lebenserfahrung und Menschenkenntnisse. Denn während der 28 Jahre ihres bisherigen Lebens hatte Vater Hansen seine Prinzessin konsequent von allen schädlichen Einflüssen abgeschirmt, die außerhalb der elterlichen Stadtvilla auf eine attraktive junge Frau lauern konnten. Sicherlich hatte es ein paar Liebeleien in der Schule und an der Uni gegeben, aber nichts von Dauer.

Und nun saß sie hier in der Runde der Abteilungsleiter, um sich der mittleren Führungsebene des Rathauses vorzustellen. Die sieben Herren mittleren Alters, mehrheitlich um die fünfzig Jahre alt, lagen einige Gehaltsgruppen unter der Neuen, hatten ihre jeweiligen Posten aber in der Regel bereits seit Jahren wenn nicht Jahrzehnten inne und herrschten in ihren jeweiligen Fachbereichen wie kleine Könige. Diese überwiegend etwas dickbäuchigen Herren in verschwitzten Hemden und Sakkos von der Stange saßen da und ließen Marion reden. Über ihren bisherigen Lebenslauf, ihre fachlichen Qualifikationen. Und dabei musterten sie ihre neue Kollegin von Kopf bis Fuß, mehr oder weniger von oben herab, hin und wieder zwinkerten sie sich gegenseitig zu oder grinsten. Während sie erzählte, rutschte Marion nervös auf dem Bürostuhl des Besprechungszimmers hin und her. Auf Anraten ihrer Eltern trug sie über der schlichten weißen Bluse ein graues Kostümjäckchen zu dem vergleichsweise kurzen gleichfarbigen Rock. Sie war solche Kleidung einfach nicht gewohnt. Zu hause und an der Uni eher der Jeanstyp wusste Marion nicht recht, wie sie sich hinsetzen sollte, ohne zu riskieren, dass sie den Herren versehentlich einen ungewollten Blick auf ihr geschmackvolles Seidenhöschen gestatte oder der Rock hoch rutschen konnte und mehr Bein zeigte als ihr lieb war.

Natürlich spürten die alten Hasen Marions Unsicherheit und machten sich einen Spaß daraus. Sie wiederum spürte die Blicke. Ihr wurde heiß und sie spürte die Hitze in ihre Wangen aufsteigen. Bitte jetzt nur nicht erröten schoss es ihr durch den Kopf.

What's next?

Log in or Sign up to continue reading!