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Die nukleare Gefahr.

Mit müden Augen starrte Theo an die Wand. All die Anspannung, die Warterei hatte ihn mittlerweile total fertig gemacht. War die Front endlich vorbei? War sie es nicht? Niemand wusste es, und den Fernseher anzuschalten lohnte sich nicht. Er hätte einen Teil seiner Stromvorräte opfern müssen, und solange das batteriebetriebene Radio nur vor sich hinrauschte, glaubte er auch nicht daran, dass das Opfer es wert gewesen wäre.

Theo blickte aus dem Fenster. Die staubigen Straßen, die Ruinen vieler Häuser waren von den Grauen des Krieges gezeichnet. Niemand war mehr auf der Straße, wer noch lebte, hatte sich verschanzt. Besser so, dachte er sich, immerhin bleibt so noch eine kleine Hoffnung, dies alles an sich vorbeigehen zu lassen.

Unter das Rauschen des Radios mischte sich das quietschende Geräusch des Windrades vor der Tür. Neben den Solarpanels auf seinem Dach versorgte es ihn mit etwas Strom, den er in seinem Keller in einem Netz aus Batterien speicherte. Er musste es ölen, wenn es quietschte, konnte wertvolle Energie nur verloren gehen.

Schatten zeichneten sich in Theos Augenwinkeln ab. Eine Gruppe von Personen? Er setzte sich aufrecht hin. Tatsächlich. Sie liefen durch die Straßen und schauten sich um, wohl auf der Suche nach einem Versteck.

Während er den Menschen mit seinen Augen folgte, verstummte das Rauschen. "Eine Durchsage?", fragte sie Theo, und ein Alarm ertönte aus der Stadt. "Nachricht der Nationalen Sicherheitsbehörde! Es besteht höchste Gefahr aufgrund zahlreicher nordkoreanischer Atomsprengköpfe! Suchen Sie sofort Schutz! Begeben Sie sich in einen Bunker. Sollte dieser Ihnen nicht zur Verfügung stehen, so verharren Sie in einem Bauwerk, welches sich möglichst tief unter dem Erdboden befindet, und von dicken Wänden eingeschlossen ist! Bleiben Sie in dem Schutz, bis Sie weitere Befehle erhalten!"

Rauschen. Theo sprang auf. Da war er nun also, der Atomschlag, der letzte Tropfen. Die Position des Bunkers kannte er genau, er selbst hatte damals für den Bau nahe seiner Wohnung plädiert. Das Treppenhaus hinab, über die Straße. Die Gruppe erblickte ihn, angsterfüllt rannten sie auf ihn zu, doch er sprintete weiter. Um die Ecke, über die Straße, vorbei an den Häuserblöcken, das Treppchen hinab, und er stand vor der Tür. Niemand war hier, die Überlebenden bevorzugten die größeren, geräumigen Bunker. Theo stieß die Türe auf, die Hebel schnappten und er sprang hinein. Um die Ecke kam ein Mädchen gerannt, Mitglied der Gruppe, rot und verschwitzt, das ihn mitleidserregend anstarrte.

"Stop, bitte!"

Mist. Theos Herz war noch nicht aus Stein, er konnte die Türe nicht schließen. "Bin gleich zurück!", er zog sie zu, lief durch die Luftschutztüren, schnappte sich das Gewehr aus dem Wohnbereich. Er hatte es hier vor wenigen Wochen deponiert, denn er hatte gespürt, dass es ihm irgendwann nötig sein würde. Er rannte zurück, sein Haar klebte an seiner nassen Stirn. Er riss die Türe auf. Sein Radio meldete sich und es wurden fünf Minuten bis zur Detonation angekündigt.

Vor Theo stand eine Gruppe junger Frauen. Sie alle waren in mehr oder minder verrückter Kleidung, manche nur in schmutzigen Sachen aus dem Kleiderschrank, manche in fast etwas wie einer Rüstung gekleidet. Theo erhob die Waffe.

"Schnell, alle Waffen ablegen, ansonsten lasse ich euch nicht rein!" Die Baseballschläger, Gewehre und Rohre sanken. "Beeilt euch!"

Manche der Frauen waren sich noch unsicher, ob sie sich unbewaffnet in seine Hände begeben sollten, doch die ersten Waffen ihm ihre Waffen bereits vor die Füße und drückten sich an ihm vorbei. Er ließ sie passieren.

Nach und nach leistete keine der Frauen mehr Widerstand, doch manche liefen an ihm vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, ohne ihre Bewaffnung aufzugeben, und als Theo die letzte Überlebende an sich vorbeigehen sah, schloss er die gewaltige Türe an zwei mechanischen Hebeln. Er sammelte den Haufen an Waffen ein, trug sie auf seinen Armen hinein, rief: "Schließt die Luftschutztüren!"

Zwei weitere gewaltige Türen wurden von zwei Frauen verriegelt, die zur Hilfe eilten. Theo lief aus der Vorhalle nach links in den Vorratsraum, schob alles auf eine herumstehende Holzbank und schloss die Eingangstür mit einem Riegel. Dann ließ er sich erschöpft und schwer atmend auf einen Klappstuhl sinken. Waren zwei Minuten vorbei? Hier unten kam keine Radiowelle hindurch, keine Ahnung. Er blickte auf. Die Frauen hatten sich bereits in den Räumlichkeiten verteilt, sie betrachteten den Bunker wohl mehr als ihr Zuhause als es Theo lieb war.

Er musste eine davon ansprechen, am besten eine Anführerin. Eine Frau kam auf ihn zu, sie schien ihn ebenfalls sprechen zu wollen. Theo erhob sich und ging einen Schritt auf sie zu.

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