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Männer in Strumpfhosen

Die Geschichte beginnt zu der Zeit, als der edle Robin von Locksely das hinterlistige Treiben des Sheriffs von Nottingham entdeckt hatte. Robin war in seinem Edelmut zum Haus des Sheriffs geritten, um ihm all die zuvor gesammelten Erkenntnisse, wie er die armen Bürger und Pächter des Königs Richard zu unrecht ausnahm und übers Bein balbierte, direkt und unverblümt ins Gesicht zu sagen. Des Sheriffs Reaktion war denn trotz der Anwesenheit des hochheiligen Bischofs eine ganz andere, als Robin sie vorausgesehen hatte. Er ließ den Edlen junge Mann festnehmen und in den Kerker werfen. inzwischen wurde eine Bulle verfasst und vom Bischof mit Siegel unterschrieben, dass Robin aufgrund von Hochverrates am König all seiner Besitztümer verlustig zu gehen hatte und für vogelfrei erklärt wurde.

Robin wurde an Ketten vor den Sheriff gezerrt. Ein Schreiber verlas die Urkunde, der bischof und der Sheriff nicken sie ab und Robin wurde aufgetragen, England binnen drei Tagen zu verlassen, ansonsten würden die Männer des Sheriffs ihn finden und töten. nicht jedoch ohne ihm vorher einen öffentlichen Schauprozess gemacht zu haben, in dem er zum Tode durch den Strang verurteilt werden würde. All dies nahm Robin mit einer gewissen Gleichgültigkeit auf, war doch in den drei Tagen im Kerker sein Plan gereift, seine Angebetete, die Edle Marian zu holen und mit ihr dem König ins Heilige Land nachzureisen. Wie änderte sich jedoch Robins Gesichtsausdruck jäh, als der boshafte Sheriff plötzlich eine hochgewachsene, schlanke und verschleierte Gestalt in den Saal führen ließ. Es war Robins Verlobte, Marian. Sie hatte nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters, eines benachbarten Grafen der zu Locksleys das gut verlassen, es in die Hände ihrer treuen Pächter gegeben und sich in das naheliegende Karmeliterinnen-Kloster begeben. Nicht etwa um Braut Christi zu werden, sondern um auf den Moment zu warten, an dem es Robin nach Abwarten eine angemessenen Trauerzeit erlaubt sein würde, bei der Mutter Oberin um ihre Hand anzuhalten und sie als seine Braut nach Hause zu führen.

Marina war also des boshaften Sheriffs Geisel und somit war Robin ihm widerstandslos ausgeliefert. Ohne weitere Worte wurden ihm die Ketten abgenommen und er mit einigen Fußtritten der Soldaten versehen vor die Tore des Stadtschlosses von Nottingham geworfen. Gleichzeitig strömten die Boten des Bischofs aus, bewaffnet mit der Nachricht, dass Robin vogelfrei sei und jeder, der ihm Unterkunft, Geld oder andere Hilfe zukommen lasse dieses Schicksal würde teilen müssen. Die boten brachten die Botschaft mündlich und schriftlich per Anschlägen unter das Volk.

Und so dauerte es gar nicht lange, ehe Robin, der sich zunächst zu seinem gut begeben hatte, um das ihm zugebilligte schlechteste seiner Pferde für sich zu holen, von Menschen, die er zuvor nicht gekannt hatte auf dem Weg angehalten und eingeladen wurde. Robin hatte nichts mehr zu verlieren, so ging er mit dem ärmlich aussehenden Mann.

Auf vielerlei verschlungenen heimlichen Pfaden gelangte Robin nach Nottingham zurück, und dort in das Haus des ersten Kaufmannes am Platze. Der hatte sich bislang nicht offen gegen den Sheriff gestellt. Im Geheimen aber half er schon lange jenen, die vom Sheriff so arg ausgenommen und ungerecht behandelt wurden.

Robin erfuhr von ihm, dass im Wald eine ganze Reihe Menschen zusammen leben würden, die durch die Obrigkeit ihr Hab und gut verloren hätten. Wenn diese nun einen umsichtigen und erfahrenen Führer hätten, könnte sie jenen sehr wohl die Stirn bieten, die so viel Not und Elend über das Volk gebracht haben. Der Kaufmann zeigte Robin sein gut gefülltes Lager mit Waffen aller Art und versicherte, dass er ihm diese zur Verfügung stellen würde, wie auch Lebensmittel, die er schon seit geraumer Zeit in den Wald bringen lasse.

Robin willigte hocherfreut ein und fand sich alsbald in einer kleinen Siedlung im Walde wieder, wo Menschen aller Coleur, Herkunft und Berufung zusammenlebten. Machen hatte sich in Hütten auf den Bäumen eingerichtet, andere sich geräumige Höhlen in das weiche Tuffgestein gegraben. Wenn alles auch nicht an stabile Häuser oder gar die gewohnten Paläste erinnerte, so war es doch ausgesprochen gemütlich in der kleinen Siedlung. Es gab eine Priester, den Bruder Tuck und einer der ältesten bekleidete das Amt der Sheriffs. Es gab eine gerechte Aufgabenverteilung und es gab Gerechtigkeit und natürlich gab es auch Liebe.

Hier soll unsere Geschichte nun von der altbekannten über den Edlen Robin Hood abweichen und uns in die Tiefen des sozialen und emotionalen Miteinander der Menschen von Sherwood Forrest einführen.

Denn selbstverständlich wurde hier im Wald auch viel freier gelebt, als es die Sitte der Städte und Kirchen diktierte. ja, auch unser geliebter Bruder Tuck war nicht nur jenen fleischlichen Genüssen zugetan, die seinen Wams nährten, sondern auch jenen, die ausschließlich das Herz zu wärmen und das Säcklein zu leeren verstanden. Einmal die Woche badete der gewichtige Kirchenmann. nachdem er seinem Herrgott von Herzen gedankt hatte für die Bürde seiner Aufgabe als Gemeindepriester im Wald, zog er sich in seine Erdbehausung zurück und bekam alsbald Besuch von der dicken Berta.

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